Gute Arbeit mit Tarif – So holt ihr Euch den Tarifvertrag

Gute Arbeit mit Tarif – So holt ihr Euch den Tarifvertrag

Die Kolleginnen und Kollegen an den Standorten von Borbet haben die ersten Schritte auf dem Weg zum Tarifvertrag gemeistert. Die Forderung steht. Gespräche mit der Geschäftsführung sind geplant. Doch der Weg zum Tarifvertrag erfordert auch starke Metallerinnen und Metaller, die für ihre Forderung kämpfen, wenn es nötig ist. In unserer neuen Rubrik „Gute Arbeit mit Tarif“ möchten wir Euch zeigen, wie andere Belegschaften ihr Ziel erreicht haben.

Beschäftigte von HBPO holen sich Tarifvertrag

Die Beschäftigten des Mercedes-Zulieferers HBPO in Rastatt haben sich mit Hilfe der IG Metall einen Tarifvertrag erkämpft – mit Entgeltsteigerungen von bis zu 20 Prozent sowie vielen weiteren Verbesserungen. Im Video erfahrt Ihr, wie sich die HBPO-Beschäftigten organisiert und Druck gemacht haben.

 

Die 130 Beschäftigten des Autozulieferers HBPO auf dem Werksgelände von Mercedes-Benz in Rastatt haben sich gemeinsam mit der IG Metall erstmals einen Tarifvertrag erkämpft – mit bis zu 20 Prozent mehr Lohn.

Der Weg dorthin war steinig: 2013 wählten die Beschäftigten bei HBPO erstmals einen Betriebsrat. „Wir haben uns im kleinen Kreis mit der IG Metall getroffen“, erinnert sich der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Steffen Lange. „Unser Ziel war ein Tarifvertrag – denn unsere Löhne lagen deutlich unter dem, was man normalerweise in der Produktion verdient. Außerdem war rund die Hälfte der Belegschaft befristet oder als Leiharbeiter hier. Wir wollten feste Verträge.“

Der Arbeitgeber leistet massiv Widerstand. „Wir mussten die Wahlversammlung vom Gericht durchsetzen“, erinnert sich Bodo Seiler von der IG Metall-Geschäftsstelle Gaggenau. „Das ging auch nach der Betriebsratswahl so weiter. Das Unternehmen hat die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats missachtet. Wir immer wieder vor Gericht – und haben fast alles gewonnen.“

Stück für Stück setzt der Betriebsrat mit Hilfe der IG Metall seine Rechte durch. Doch mit dem Tarifvertrag geht es erst mal nicht voran: Zu wenige Beschäftigte treten in die IG Metall ein. Viele haben Angst.

Arbeitgeber droht mit Standortschließung

Das ändert sich Anfang 2018 in der heißen Phase der Metall-Tarifrunde, als die Beschäftigten des Mercedes-Werks nebenan in den ganztägigen Warnstreik treten. „Bis dahin hielten viele den Tarifvertrag bei uns für unrealistisch“, erinnert sich Lange. „Doch an diesem Tag haben alle gesehen, was die IG Metall tatsächlich bewirken kann.“

Innerhalb weniger Wochen sind rund 70 Prozent der Beschäftigten in die IG Metall eingetreten. Im Juni 2018 fordert die gewählte IG Metall-Tarifkommission bei HBPO die Geschäftsleitung zu Tarifverhandlungen auf.

Doch der Konzernvorstand weigert sich – niemals werde man einen Tarifvertrag unterschreiben – und droht mit der Schließung des Standorts. Die Beschäftigten werden in Einzelgesprächen bearbeitet.

Warnstreik bringt die Wende

Doch sie lassen sich nicht einschüchtern. Im November 2018 ist es schließlich soweit: Die HBPO-Beschäftigten treten in den Warnstreik. Der Arbeitgeber bietet Streikbrechern eine Prämie von 80 Euro an – und setzt zudem illegal Leiharbeiter als Streikbrecher ein. Doch sie ziehen ihren Warnstreik durch.

Nach nicht einmal einer Stunde steht das Band bei Mercedes – weil keine Frontmodule von HBPO mehr kommen. Die Geschäftsführung von HBPO knickt ein – und stimmt Tarifverhandlungen zu.

Ende April 2019 ist der Tarifvertrag unterschrieben. Er bringt den HBPO-Beschäftigten bis zu 20 Prozent mehr Geld. Die Arbeitszeit wird von 40 auf 37,5 Stunden verkürzt. Dazu kommen weitere Verbesserungen wie Altersteilzeit, Verdienstabsicherung und Kündigungsschutz im Alter, Schichtpausen und bessere Kündigungsfristen.

Derzeit liegen ihre Löhne noch rund 10 Prozent unter dem Metall-Tarif. Bis 2024 werden ihre Löhne stufenweise auf den Metall-Tarif angehoben.

3 Kommentare
  1. Gemeinsam kann man viel erreichen!!! Auch wenn es Arbeitgeber gibt, die immer wieder versuchen ihre Belegschaft unter Druck zusetzen bzw. mit irgendwelchen absurden Szenarien drohen. Super Arbeit von den Kollegen/innen bei HBPO. Ich hoffe, dass wir es bei Borbet auch bald durchgesetzt haben und zwar an allen Standorten. In dem Video sieht man sehr schön was der Zusammenhalt unter Kollegen/innen bewirken kann. Schließlich ist der Arbeitgeber auf die Arbeitskraft jedes einzelnen Angewiesen. Von alleine kommen bei uns auch keine Räder vom Band.

  2. Ja zusammen ist man stark wie bei dem Bericht von HBPO deutlich zu sehen ist.
    Dort stand der BR aber auch hinter den Leuten!!!
    Bei dem Standort Borbet Hesborn nimmt es auch schon solche Formen an. Die Produktionsleitung setzt die MA in Einzelgesprächen unter Druck!
    Die neuste Aktion der Geschäftsleitung ist erst kürzlich durchgeführt worden in dem sie einen kompetenten MA entlassen haben bzw.den Vertrag einfach nicht verlängert haben. Wo sie doch in allen Internet Plattformen und Zeitungen Personal suchen.So wollen sie die anderen MA einschüchtern, oder die MA dazu zwingen aus der IG Metall wieder auszutreten.
    Ich denke es wird von der Belegschaft genau das Gegenteil eintreten, und sie rücken noch mehr zusammen um das Ziel Tarifvertag zu erreichen.

  3. Es ist im Grunde genommen eine Frechheit von einer GL in einem derartig gut florierenden Unternehmen MA auch noch so kurz vor Jahresende und der bevorstehenden Weihnachtszeit zu entlassen, und das ganze auch noch mit fadenscheinigen Begründungen.
    Die MA sind bei den Schichtsystemen absolut flexibel und auch heute beim gesetzlichen Feiertag in NRW am Arbeiten. Wie kommt es dann dass eine GL so dermaßen eingefahren und unflexibel erscheint? Da sollte sich doch ein Vorbild der eigenen MA genommen werden!!!

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